Kunsttöpferei Friedrich Festersen (Berlin 1909-1922)
 

Wer immer sich über die Kunsttöpferei Friedrich Festersen in Berlin informieren wollte, war auf bescheidene biographische Angaben in diversen Fach-Lexika angewiesen. Dies änderte sich 2009: Das Keramik-Museum Berlin (Keramik Museum Berlin) zeigte vom April bis zum Juni eine Kabinett-Ausstellung von ca. 70 Objekten, die erstmals einen repräsentativen Einblick in die Vielfalt der Dekore und Formen aus der relativ kurzen Zeit der Wirksamkeit der Firma Festersen ermöglich hat. Im Zuge dieser Präsentation konnten umfassende firmengeschichtliche und biographische Details in Erfahrung gebracht werden, die in einer feinen, kleinen und farbig illustrierten Ausstellungskatalog von Heinz-J. Theis im Selbstverlag zusammengefasst wurden.¹
 

Auszüge und Zusammenfassung aus dem Ausstellungskatalog von Heinz-J. Theis


Friedrich Festersen um 1910
 

Demnach wurde Friedrich Festersen am 11.6.1880 als jüngster von drei Söhnen des Landwirts Hans Heinrich Festersen und dessen Frau Maria in Hockerup/Nordschleswig geboren. Das damals zum deutschen Kaiserreich gehörende Gebiet wurde als Folge des Versailler Vertrages nach einer Volksabstimmung am 10.2.1920 mit 75% Stimmenmehrheit mit Dänemark vereinigt. Friedrich Festersen machte zunächst um 1900 eine Ausbildung zum Konditor und zog um die Jahrhundertwende in die Reichshauptstadt Berlin. In der Schöneberger Vorstadt 2 Lützowstraße 31, betrieb der Tischler Heinrich Festersen, der vermutlich ein Großonkel von Friedrich war, eine Porzellanwarenhandlung. Hier fand Friedrich eine Anstellung und konnte, nachdem sich Heinrich Festersen 1905 zur Ruhe gesetzt hatte, die Leitung des Geschäfts übernehmen. Bald darauf erweiterte Festersen das Angebot um eine „Agentur für Bauerntöpferei“ 3 – vermutlich befanden sich in diesem Sortiment auch die einstmals sehr beliebten traditionellen Töpferarbeiten aus Schlesien. Relativ bald reifte die Idee, eine eigene Töpferei in Berlin aufzubauen, und so eröffnete Friedrich Festersen zusammen mit seiner aus der Nähe von Minsk stammenden jüdischen Frau Sonja geb. Merlies 1909 die „Friedrich Festersen‘s Kunsttöpferei GmbH“ in der Lützowstraße 2 (1909-1916).
 


Die Porzellanwarenhandlung Friedrich Festersen in der Lützowstr. 31


Auch der in Berlin lebende ältere Bruder von Friedrich, der Bildhauer Andreas Festersen, (Ausbildung als Bildhauer an der KGS Flensburg und an der Königlichen Akademie der Künste zu Berlin) war an der Gründung des neuen Betriebes beteiligt und übernahm die künstlerische Leitung.
4 Der Firmeneintrag im Berliner Adressbuch wurde 1909 durch "Spez. Abt. u. Agent. i. Bauerntöpferei Kunstkeramik" und 1910 zusätzlich durch "Kunsttöpferei Nr. 2" ergänzt. 5 Anfangs wurden vornehmlich Kuchen-Backformen, an denen reichlich Bedarf bestand, recht bald aber auch anderes meist dickwandiges Gebrauchsgeschirr sowie Krüge, Vasen, Terrinen und Schalen aus Steinzeug mit weißen, grauen oder beigefarbenem Scherben gefertigt. Teilweise bezog die Kunsttöpferei Rohware von Villeroy&Boch und verarbeitete diese dann weiter (vor allem bei den Tellern). Die dazu benötigten Töpfer und Maler stammten allesamt aus dem Bunzlauer Töpfergebiet in Niederschlesien. 6
 

Markenzeichen der jungen Berliner Firma wurde eine seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Bunzlauer Raum weitverbreitete „bäuerliche“ Dekorationstechnik, das sogenannte „Schwämmeln“ von Pfauenaugen. 7 Die anfangs noch schlicht gehaltenen Formen wirkten zunächst sehr rustikal, wurden aber bald immer eleganter und die vielfältigen Schwämmeldekore bekamen mit der Zeit auch immer feinere Strukturen. In Anlehnung an die Bunzlauer Schwammdekore wurden die dominierenden Farben Blau, Grün und Gelb zunächst mit Kartoffelstempeln und später mit Lederlappen aufgetragen. Später kamen gemalte und geschlickerte Dekore 8 und auch Laufglasuren dazu. Die mehrschichtig aufgetragenen, zum Teil polychromen Laufglasuren bringen beim Ineinanderlaufen interessante Farbeffekte hervor und schaffen matte oder glänzende Oberflächen von großem Reiz. Festersen’s großes, in mannigfaltigen phantasievollen Varianten ausgeprägtes weichkonturiges Pfauenaugenmuster stellt eine kreative Weiterentwicklung des Bunzlauer Vorbildes dar. Daneben entstanden wohlproportionierte Vasen und Schalen ostasiatisch beeinflusster Formgebung in gedeckten Farbtönen. Es kann heute leider nicht mehr eindeutig festgestellt werden, wer für die Form- und Dekorentwürfe verantwortlich war. Da aber Friedrich Festersen meist als Kaufmann betitelt wurde, liegt die Vermutung nahe, dass sein Bruder Andreas - der Künstler - für die Entwürfe verantwortlich zeichnete.
 

Im Oktober 1909 fand Festersen Aufnahme im Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin. Als Beleg für den schnellen Erfolg, den die kleine Firma hatte, ist beispielsweise im April 1909 eine erste Veröffentlichung von vier Bildern mit 28 geschwämmelten Objekten von Festersen in der Monatszeitung „Deutsche Kunst und Dekoration“ (Heft 7, Darmstadt April 1909, XII. Jahrgang 1910 S. 75/174/179/287) erschienen, zwei weitere Bilder in derselben Monatsschrift mit 10 geschwämmelten Objekten folgten im Laufe des Jahre 1909. Im Heft 1 (Oktober 1911) gab es eine weitere ganzseitige Darstellung mit 13 Festersen-Exponaten. Auch die damals führende Monatsschrift die „Die Kunst“ (Monatshefte für freie und angewandte Kunst. Zweiundzwanzigster Band. Angewandte Kunst der „Dekorativen Kunst“, XIII. Jahrgang, München 1910, S. 114/115/116/117 ) veröffentlichte als Illustration eines Artikels sieben Bilder mit 43 geschwämmelten Objekten von Festersen. Auch in der Juni-Ausgabe 1914 der Zeitschrift "Daheim" gab es Hinweise auf die Kunsttöpferei Festersen, angereichert mit drei unten dokumentierten Bildern (Kaffee- und Teegeschirr, drei Vasen aus der Kunsttöpferei und fünf Vasen von Friedrich Festersen). Von 1909 bis 1914 hatten die Deutsche Werkstätten für Handwerkskunst GmbH Dresden und München den Generalvertrieb der Festersen Kunsttöpferei übernommen.9 Der Umsatz der Firma Friedrich Festersen Kunsttöpferei betrug im Jahr 1913 mindestens 25 - 30.000 Mark.10

 

Im Archiv der Deutschen Werkstätten in Dresden, die ab 1909 den Generalvertrieb für die Kunsttöpferei Festersen in Deutschland übernahmen, gibt es nur wenige Hinweise auf diese Zusammenarbeit. In zwei Katalogbildern von Wohnungseinrichtungen der Deutschen Werkstätten finden sich Exponate (linkes Schaubild: niedriger Bücherschrank, Entwurf K. Bertsch, rechts unten Festersen-Blumenübertopf; rechtes Schaubild: Doppelwaschtisch: Entwurf Richard Riemerschmid, zwei Waschschüssel jeweils mit Krug- Festersen). Ferner gibt es in einem kleinen Hinweis der Berliner Niederlassung der Deutschen Werkstätten (31.12.1912: Creditoren Saldenliste Festersen, fr. 37,10 Mark haben). Offensichtlich wurden die Exponate bei den Deutschen Werkstätten nur gelegentlich als Dekorationsware benutzt, aber Umsatzmäßig finden sich im Archiv keine weiteren Hinweise. 

Quelle: Katalog Deutsche Werkstätten (Hellerau/München/Dresden/Berlin/Hannover), 10. Auflage, 1913

 

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bewog Friedrich Festersen, sich zum Krankenpfleger ausbilden zu lassen. Bereits wenige Monate nach seinem Dienstantritt bei einer freiwilligen Krankenpflege-Etappeninspektion im deutschen Heer verstarb er am 14.11.1915 im Alter von nur 35 Jahren in einem Kriegslazarett in Weißkirchen/Saargebiet an den Folgen einer tuberkulösen Hirnhautentzündung. In Weißkirchen wurde Friedrich Festersen auch beigesetzt.


    Sonja und Friedrich Festersen mit ihren Kindern Ruth Marie und Hans Heinrich um 1913

Auch Andreas Festersen leistete seinen Dienst am Vaterland. Nach Kriegsende zog er mit seiner Familie zurück nach Hockerup, weil auch Peter – der älteste der drei Brüder – 1916 gefallen war, um den Erbhof zu übernehmen und Bauer zu werden. Friedrichs Witwe Sonja betrieb den Laden und die Töpferei zusammen mit dem Geschäftsführer Hugo Lippmann (der bereits - neben Carl Javurek - bis zum Kriegsausbruch Vertreter für die Kunsttöpferei war 11 ) unter dem Namen „Festersen’s Kunsttöpferei GmbH“ weiter (1916-1922). Als jedoch die Auswirkungen des weltweiten Konjunktureinbruchs und der Inflation den Absatz von Keramikerzeugnissen immer mehr erschwerten, musste 1922 schließlich die Liquidation angemeldet und die Produktion der Kunsttöpferei eingestellt werden.12 Sonja Festersen führte ein eigenes Ladengeschäft noch bis ca. 1926 weiter und starb am 13.4.1939 in Berlin.

Das Ehepaar Friedrich und Sonja Festersen hatten zwei Kinder, den 1907 geborenen Sohn Hans Heinrich und die 1909 geborene Tochter Ruth Marie. Der Sohn war aufgrund einer zerebralen Kinderlähmung an den Beinen teilweise gelähmt und musste Gehhilfen mit sich führen. Am 12. Oktober 1942 wurde Hans Heinrich von der Polizei in der Arbeiterkolonie Lobetal bei Bernau, wo er seit 1931 lebte, verhaftet und am 13. Juli 1943 vom Berliner Sondergericht wegen seiner Homosexualität nach § 175 wegen angeblicher "Minderwertigkeit" zum Tode verurteilt. In der "Mordnacht vom Plötzensee" vom 7. auf den 8. September 1943 wurde er in Plötzensee gehenkt. Ruth Marie Festersen erlernte die Schauspielerei und wurde unter anderem 1935 Mitglied der Schauspielbühne des Jüdischen Kulturbundes Rhein-Ruhr. Sie überlebte die Zeit des Nationalsozialismus und starb 1991 in Weimar.


 

Sonja Festersen (1881-1939)

1881 am 5. Januar in Koidanow bei Minsk geboren (Sora Ester Abramowna Merlis)
1907 Geburt des Sohnes Heinrich
1909 Gründung einer Kunsttöpferei mit ihrem Ehemann Friedrich und dessen Bruder, dem Bildhauer Andreas Festersen, Geburt der Tochter Ruth
1916 Weiterführung des Geschäfts und der Töpferei nach dem Tode ihres Mannes Friedrich
um 1920 die Töpferei wird umbenannt in: Friedrich Festersen's Kunsttöpferei GmbH, Geschäftsführer Hugo Lippmann
1922 Einstellung der Töpferei und Liquidation
1925 letzte Eintragung der Porzellanhandlung Friedrich Festersens im Berliner Adressbuch
1939 stirbt Sonja Festersen nach einer Krankheit

Friedrich Festersen (1880-1915)
 
1880 am 11. Juni in Hockerup/Nordschleswig geboren
vor 1900 Ausbildung zum Konditor
um 1900 geht Friedrich nach Berlin und findet Anstellung in der Porzellanwarenhandlung Heinrich Festersen (Lützowstr. 31)
1905 Übernahme der Porzellanwarenhandlung
1907 Einrichtung einer Agentur für Bauerntöpferei
1909 Gründung einer Kunsttöpferei mit seinem Bruder, dem Bildhauer Andreas, und seiner Frau Sonja in der Lützowstr. 2,
20.10.1909 Aufnahme in den Verein für deutsches Kunstgewerbe Berlin
1910 bis 1914 Generalvertrieb von Festersen's Kunsttöpfereien über die Deutschen Werkstätten für Handwerkskunst GmbH
Dresden-Hellerau und München
1912 Teilnahme an der Leipziger Mustermesse
1915 9.4. - 7.5. Ausbildung zum Krankenpfleger - anschließend freiwilliger Dienst in der Armee des deutschen Heeres
10.11. Aufnahme im Kriegslazarett Weiskirchen
1915 am 14.11. stirbt Friedrich Festersen an einer tuberkulösen Hirnhautentzündung






S. 114


S. 115


S. 116

   

 
¹  

Vgl. Heinz-J. Theis (Hrsg.): Kunsttöpferei Friedrich Festersen (Berlin 1909-1922), 52 Seiten, Berlin 2009. Zu beziehen zum Preis von € 7 beim Keramik-Museum Berlin,Schustehrusstrasse 13, 10585 Berlin-Charlottenburg, Tel. 030/3212322
Weitere Literatur zu Festersen: Heidi Müller, Ekkehard und Inge Lippert, Regine Falkenberg, Bunzlauer Geschirr, Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Schriften des Museums für Deutsche Volkskunst Berlin 1986, Band 14, Seite 403, Markenverzeichnis, Marke 19, Festersen; Christel Mosel, Kunsthandwerk im Umbruch, Jugendstil und Zwanziger Jahre, Seite 12, Marke Festersen; Gisela Reineking von Bock, Meister der deutschen Keramik 1900 bis 1950, Köln 1978, Seite 115, Beschreibung Manufaktur Festersen sowie Seite 320, Pressmarke Festersen, Höhe 6 cm, Breite 10 cm; Märkische Ton-Kunst. Berlin und Brandenburg. Keramik der 20er und 30er Jahre, Berlin 1992, S. 123/178/199; Dieter Zühlsdorff, Keramik-Marken Lexikon 1885-1935, Europa, Festland, S. 407
 

2   Berlin W 35; ab 1920: Bezirk Tiergarten; seit 2001: Berlin-Mitte, Ortsteil Tiergarten
 
3   Eintrag im Berliner Adressbuch 1907-1908: Friedrich Festersen, Kaufmann. Das Adressbuch kann abgerufen werden unter adressbuch.zlb.de
 
4   Laut dem Berliner Adressbuch von 1912 wohnte er in der Flottwellstraße Nr. 6.  Im Adressbuch 1914 und 1915 findet sich dann folgender Eintrag: Andreas Festersen, Bildhauer, W 35, Lützowstraße 2
 
5   vgl. adressbuch.zlb.de, Ab 1911 taucht im Berliner Adressbuch als Wohnung in Berlin W 35, Magdeburger Str. 11 auf. Nach einem Artikel in der Zeitschrift "Daheim"
(Juni 1914, 50. Jahrgang, Heft Nr. 38 vom 20.6.1914, S. 26-27) hatte er hier auch "sein Atelier und sein stattliches Lager".

 
6   Vgl. Sally Schöne, Zeichensaal, Labor und Werkstatt. Keramische Fachschulen in Deutschland zwischen Kaiserreich und Zweitem Weltkrieg,  Haale an der Saale 2004, S. 129 ff

Als Bunzlauer Keramik werden keramische Erzeugnisse aus der Stadt Bunzlau in Niederschlesien (heute polnisch Bolesławiec) und ihrer Umgebung bezeichnet. Bunzlauer Keramik hatte bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges eine große wirtschaftliche Bedeutung und war darüber hinaus mit ihrem typischen Dekor stilbildend. Ein besonderer Vorzug dieser Tonwaren war ehedem ihre Feuerfestigkeit. Damit konnten aus diesem fast weiß bis leicht ocker brennenden Scherben Koch- und Schmortöpfe sowie Kannen zum Warmhalten der Getränke auf der Herdplatte hergestellt werden.



Der im Bunzlauer-Naumburger Tonbecken geförderte Ton wurde bei bis zu 1260 Grad Celsius gebrannt und galt im gebrannten Zustand als hochgebrannte Irdenware. Dieser Scherben war trotz hoher Brenntemperatur nicht gesintert, also noch etwas porös und konnte dadurch Temperaturwechsel gut überstehen.

Neuerungen im Töpferhandwerk förderte die 1898 in Bunzlau nach österreichischem Vorbild gegründete Königliche, später Staatliche Keramische Fachschule. Bis zuletzt gab es neben der industriellen Fertigung in Bunzlau und Umgebung eine Vielzahl von Handtöpfereien in Familienbesitz, die auf der Scheibe drehten oder in Gipsformen gossen.

In unmittelbarer Konkurrenz zu den Töpfereien in der Stadt Bunzlau standen die Werkstätten in der Nachbarschaft, die durch abgewanderte Töpfer gegründet wurden, zum Beispiel in Naumburg am Queis, Tillendorf und Ullersdorf. Der Erfolg der Bunzlauer Keramik führte zu Nachahmungen in anderen Töpferorten, die dann auch unter diesem Gattungsnamen verkauft wurden. Die Töpfer in Bunzlau und Umgebung versuchten sich deshalb mit dem Markenstempel „Original Bunzlau“ zu schützen.

Herstellermarken findet man vorzugsweise auf den mehr industriell gefertigten Produkten; auf älteren, insbesondere auf der Töpferscheibe gedrehten Tonwaren fehlen sie. Mit der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung Niederschlesiens nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Produktion ein jähes Ende.

Bekannte Töpfereien waren Gleisberg, August Hude, Julius Paul & Sohn, Hugo Reinhold & Co und Edwin Werner.
 
7   Mittels in verschiedene Formen geschnittener Schwämme wird eine meist blaue oder grüne Schlickerfarbe auf das zu dekorierende, schon einmal gebrannte Objekt    getupft und danach mit einer transparenten brennenden Glasur überzogen und nochmals gebrannt. Vgl. Ekkehard und Inge Lippert, Dekore, in: Heidi Müller,    Ekkehard und Inge Lippert, Bunzlauer Geschirr. Gebrauchsware zwischen Handwerk und Industrie, Berlin 1986, S. 80 ff, insbesondere Schwammdekor S. 84 ff
 
8   Mit einem Malhorn aufgetragener Dekor aus eingefärbtem Tonschlicker, der dann mit einer transparenten brennenden Glasur überzogen wird. Diese Dekor ist leicht
erhaben und ertastbar.
 
9   Vgl. Klaus-Peter Arnold, Vom Sofakissen zum Städtebau. Die Geschichte der Deutschen Werkstätten und der Gartenstadt Hellerau, Verlag der Kunst, Dresden, Basel 1993, S. 299
 
10   vgl. Eidesstattliche Erklärung von Sonja Festersen vom 26. Juni 1916, Landesarchiv Berlin, Dokumentenmappe Friedrich Festersen A Rep. 342-02, Nr. 2379. Konrad Spindler hat in seinem Buch "Bunzlauer Keramik im Germanischen Nationalmuseum",  Nürnberg 2004, auf S. 326ff einen Warenkatalog (mit Preisliste) der Bunzlauer Kunsttöpferei Alfred Seiffert aus dem Jahr 1910 dokumentiert.  Demnach kostete z.B. ein Kaffee-Service, 5 teilig, zwischen 4 Mark (ohne Dekor) und 9 Mark (mit Echtgold-Dekor).  Milchtöpfe, ein Satz 6 Stück, 3 bis 8 Mark, Vasen (je nach Glasur, Farbe und Größe) rund 8 bis 10 Mark. Zum Vergleich: Bis zum Ersten Weltkrieg bekam ein Töpfergeselle einen Wochenlohn von 10 bis 15 Mark.
 
11   Nach einer Eidesstattlichen Versicherung vom 25. Juni 1916 durch Hugo Lippmann hat er bis zum Kriegsausbruch als Vertreter für Friedrich Festersen's Kunsttöpferei 1913 einen Umsatz von 23.265,20 erzielt (Provision 3458,89 Mark), 1914 (1. Sem.) einen Umsatz von 13.306,33 Mark (Provision 1778,76 Mark). Der zweite Vertreter Carl Javurek hat in der selben Zeit folgendes Ergebnis erzielt: 1913 Umsatz 7.810,60 (Provision 1.562,12 Mark), 1914 (1. Sem.) Umsatz 5.306,15 Mark (Provision 866,42 Mark)
Hugo Lippmann war offensichtlich nicht nur für Festersen tätig. So findet man u.a. in der damals sehr wichtigen Fachzeitschrift “Die Porzellan- und Glashandlung” Nr. 8 vom 24.2.1917 (17. Jahrgang) auf der Seite 168 eine große Anzeige anlässlich der Leipziger Messe mit folgendem Text:
 


Hugo Lippmann
Zur Messe: Zentralmesspalast
2. Obergeschoß, Neumarkt 2-4
 

● Kunstporzellane
● Kunstgläser
● Kunsttöpfereien
● Marmorarbeiten
 

Auch Festersen hat in dieser Fachzeitschrift zahlreiche Anzeigen anlässlich der Leipziger Messe geschaltet:



u.a. Heft 7 (14.2.1914, S. 181), Heft 8 (21.2.1914, S. 247), Heft 9 (28.2.1914, S. 315), Heft 32 (8.8.1914, S. 777) und Heft 33 (15.8.1914, S. 798).


Die frühen Handels- und Verkaufsmethoden werden von Kristine Späth in ihrem Buch "Töpferei in Schlesien" wie folgt dargestellt:


Verkauf "über die Straße", also direkt in der Töpferei


 
Brauntöpferei Adolf Douglas, Bunzlau 1909


  Werkstatt der Töpferei Paul Gleisberg, Bunzlau 1910/20


"fliegende Händler" oder Handelsleute, die mit Pferdewagen über die Dörfer fuhren

 
Jahr- und Töpfermärkte


Verkauf von Geschirr auf dem Breslauer Topfmarkt


Der Topfmarkt in Breslau


Eger - Töpfergeschäft im Stöckl

Preislisten an die Händler überall im Deutschen Reich

Was nun die in unserer heutigen Zeit so wichtige Reklame angeht, so war sie damals gleich Null. Die Güte der Waren sprach für sich und außer den Abbildungen für Preislisten, die für die Händler im weiten Deutschen Reich "von der Maas bis an die Memel" gedruckt wurden, sind kaum Abbildungen gemacht worden. Leider liegen derzeit keine Preislisten für Festersen-Exponate vor. Vgl. Kristine Späth, Töpferei in Schlesien. Bunzlau und Umgebung, München 1979, S, 39 sowie Heidi Müller, Verkaufspreise, in: Heidi Müller, Ekkehard und Inge Lippert, Bunzlauer Geschirr, Berlin 1986, S. 168ff.
 

12  

Nähere Einzelheiten siehe Landesarchiv Berlin, Dokumentenmappe Friedrich Festersen A Rep. 342-02, Nr. 2379

 


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